Glück & Zufriedenheit
Zeit hat man nicht – Zeit nimmt man sich
September 21, 2023
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September 21, 2023
Ein flächendeckendes Phänomen der Menschheit ist „zu wenig Zeit”.
Ob ich an einem Projekt in einer Unternehmung arbeite, mit meinen besten Freundinnen zum Kaffeeklatsch verabredet bin, mich mit der Nachbarin beim Einkaufen kurz austausche oder um eine Auskunft bei einer Hotline bitte. Immer wieder höre ich „ich habe zu wenig Zeit”.
Diese Aussagen kann ich sogar nachvollziehen: Die Deadline im Projekt wurde gemacht ohne Unvorhergesehenes mit einzuberechnen und die Mitarbeiter stemmen das Projekt neben dem „daily Business”. Die meisten meiner Freundinnen sind mehrfache Mama, berufstätig, haben ein aktives Sozialleben und nebenbei sind sie noch sozial (social media) sehr engagiert. Und die KPIs (Key Performance Indicators) vieler Unternehmen wie z.B. Hotlines sind in der Regel an die Bearbeitung bestimmter Vorgänge innerhalb kürzester Zeit gekoppelt (im Beispiel einer Hotline also etwa die Anzahl der Anrufe und die Lösung des jeweiligen Problems innerhalb kürzester Zeit). Auch da ist es verständlich, dass ich als Kunde nur beschränkt Zeit zur Verfügung gestellt bekomme.
Die Auswirkung: Ausgebrannte, unmotivierte Mitarbeiter und Führungskräfte, die mit Krankheitsabsenzen und Burnout reagieren. Ähnlich im privaten Umfeld: Äußerlich im Freundes- und Bekanntenkreis zwar als Übermenschen bekannt, innerlich gestresst und unausgeglichen, ständig unter Strom und im Kopf immer schon beim nächsten Thema.
Egal ob im Arbeitsumfeld oder im privaten Bereich, lehne ich mich zurück und höre einfach nur zu, komme ich immer wieder zur selben Antwort: „Zeit hat man nicht – Zeit nimmt man sich.”
Seien wir mal ganz ehrlich: Ob im Arbeits- oder im privaten Umfeld nimmt man sich nicht die Zeit, die man benötigt, sind die Auswirkungen klar finanzieller Natur. Das Projektende muss nach hinten verlegt werden, die Familie benötigt eine Nanny und die Hotline hat hohe Rekrutierungskosten, weil die Mitarbeiter wegbrechen. Was aber kaum oder erst viel zu spät beachtet wird sind die zwischenmenschlichen Beziehungen. Mitarbeiterwertschätzung, die eigene innere Balance und schlussendlich die Gesundheit.
Doch sich Zeit zu nehmen, scheint geradewegs ein Gesellschaftsproblem zu sein. Hat man als Führungskraft keine (über-)volle Agenda, ist man vielleicht doch nicht „sooo wichtig” wie man gedacht hat. Und bleibt „Mama” beim Kaffeeklatsch fern oder arbeitet nur Teilzeit, wird sie als „nicht organisiert” oder „nicht belastbar” eingestuft. Gar nicht zu reden vom Hotline-Mitarbeiter, der seine Fälle nicht in der vorgeschriebenen Zeit wieder schließen kann, um so die KPIs der Firma zu schaffen.
Gibt es wirklich so viele Menschen, die auf so vielen Bühnen jederzeit Bestleistung erbringen können und das, obwohl zu wenig Zeit zur Verfügung steht? Oder sind wir Marionetten, die sich vom Umfeld steuern lassen, weil wir selber nicht dazu fähig sind? Ist es nicht viel mehr eine Unart „keine Zeit zu haben”? Und haben wir nicht vielmehr vergessen, um was es wirklich geht?
Sich Zeit zu nehmen ist viel leichter als man denkt.
Hält man einfach mal inne und fragt sich ehrlich: Was ist wirklich wichtig? Wo kann ich etwas beitragen und Mehrwert schaffen? Was erfüllt mich wirklich und was stresst mich? Dann finden wir ganz schnell einige Termine, die wir aus unserer Agenda streichen können. Fokus setzen, bewusst präsent sein und sich abgrenzen, das sind Entscheidungen, die in unseren Händen liegen, wir sie aber oft zu treffen vergessen. Agieren wir jedoch entsprechend, sind wir dazu in der Lage, unser Leben selbstbestimmt zu steuern. Wir bringen Wertschätzung dem Thema und dem Menschen gegenüber. Und wir lernen wieder, einfach mal inne zu halten, ein- und auszuatmen und für einen Moment nichts zu tun. Ein positiver Nebeneffekt kann sogar sein, dass man Geld spart, weil man Dinge nicht tut, die das Portemonnaie belasten und sich auch deshalb wieder besser fühlt. Die Resonanz dazu sind mehr Selbstbestimmung, Ausgeglichenheit und sogar Wertschätzung von außen.
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