Glück & Zufriedenheit
Gentest für Treue – Fiktion oder bald schon Realität?
September 19, 2022
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September 19, 2022
Den Antigen-Schnelltest zum Feststellen, ob man das Coronavirus in sich trägt, kennen wir alle. Interessant wäre, herauszufinden, ob sich Treue auch durch Gentests feststellen ließe – ein Treuetest also, um zu ermitteln, ob jemandem die Treue in die Wiege gelegt wurde, sie also angeboren ist.
Hast du das auch schon mal erlebt? Du lernst jemanden kennen und die Person erklärt dir: „Ja weißt du, wir können zusammen sein, aber ich sag dir ehrlich: Ich kann nicht treu sein. Das liegt an meinen Genen. Damit musst du leben.“
Und zack, dein Bild von heiler Welt, Disney, Liebe wie in Hollywood Filmen, Exklusivität und inniger Zweisamkeit verpufft in wenigen Sekunden und verfällt zu Staub, der quasi auch noch mit Füssen getreten und belächelt wird. Du denkst dir: bin ich jetzt im falschen Film oder was ist hier gerade los?
Betrachten wir es mal nüchtern, emotionslos und vor allem nicht aus dem Ego heraus. Angeborene Untreue – gibt es sie wirklich und ist sie womöglich die ultimative Entschuldigung oder der Freibrief für alle Seitensprünge, Affären und ausserehelichen Liebschaften?
Die Wissenschaft streitet sich noch darüber und auf der Suche nach Antworten schauen die Forscher ins Tierreich. Beispielsweise zeigen uns Schwäne und Pinguine wie monogame Beziehungen funktionieren. Haben sie sich einmal gefunden, bleiben sie für den Rest ihres Lebens zusammen und innig verbunden. Gegenseitige Treue ist unter anderem aber auch bei Störchen, Bibern und Wölfen zu beobachten.
Der amerikanische Neurowissenschaftler und Psychiater Thomas Roland Insel ging der Sache auf den Grund. Seine Forschungen mit Wühlmäusen ergaben, dass eine gewisse Region im Gehirn für das Sozialverhalten verantwortlich ist. Das erstaunliche ist, dass es bei Wiesenwühlmäusen und Präriewühlmäusen einen entscheidenen Unterschied gibt. Und zwar: Je mehr Andockstellen dort im Vorderhirn für das Hormon Vasopressin vorhanden sind, desto eher werden die sozialen Beziehungen gefestigt. Vasopressin ist wie Oxytocin, das auch als Bindungs-, Treue- und Kuschelhormon bekannt ist. Bei der Präriewühlmaus ist das Gen nachweislich etwas länger.
Dies ist offensichtlich der Grund dafür, weshalb sich die treue Präriewühlmaus in Gesellschaft ihrer Partnerin besonders wohl fühlt, mit ihr gemeinsam die Nachkommen groß pflegt und im Gegensatz eben nicht polygam lebt, wie die wilde Wiesenwühlmaus, die sich mit möglichst vielen weiblichen Artgenossen paart. Hinzu kommt, dass Wiesenwühlmäuse sogar ihren eigenen Nachwuchs ziemlich früh im Stich lassen.
Was die Spezies Mensch betrifft, so ist es offenbar so, dass viele untreue Partner Anzeichen von Depressionen, Narzissmus, Bindungsängsten und Soziopathie aufzeigen. Doch auch wir werden von Hormonen gesteuert. Dopamin und der damit verbundene begehrte Belohnungsrausch motivieren uns zum Handeln und lösen Glücksgefühle aus.
Bis jetzt ist die Forschung allerdings noch nicht soweit, um wirklich eindeutig das einzig verantwortliche Gen für Treue oder Untreue zu bestimmen. Der Mythos der Monogamie lässt uns wohl also noch etwas weiter im Ungewissen.
Die berühmte Paar- und Psychotherapeutin Esther Perel zitiert in ihrem Buch „Was Liebe aushält – Untreue überdenken. Ein Buch für alle, die jemals geliebt haben“ den Journalist der Kolumne „Savage Love“ Dan Savage mit folgenden Worten, mit denen ich diesen Artikel gerne abschließen möchte:
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