Karriere oder Kinder – entscheiden Sie sich!

In all meinen Jahren als Personalleiterin habe ich immer wieder Frauen erlebt, die versuchten Karriere und Muttersein unter einen Hut zu bringen. Ich – ohne Kinder – fragte mich oft „Weshalb musst Du auch noch Kinder haben, wenn Du bereits 150 Prozent arbeitest?“. Heute, selber Mutter, weiß ich sehr wohl die Antwort auf diese Frage.

Trotzdem schien es den Wenigsten zu gelingen, diese beiden Themen zu kombinieren. Meistens arbeiteten diese Frauen bis kurz vor der Entbindung, waren drei Tage nach der Geburt bereits wieder online und spätestens nach drei Monaten wieder zu 100 Prozent im Job. Scheinbar „normal“ und „problemlos“ wie mir das schien. Doch nach einiger Zeit – manchmal waren es nur Monate, manchmal waren es auch Jahre – wurden die Mitarbeiterinnen unzufrieden, die Vorgesetzten beklagten sich über Leistungsabfall und oft folgte eine Versetzung oder Kündigung.

Selbstverständlich geht das nicht. Wo kämen wir denn hin, wenn wir Speziallösungen für Mütter oder Väter machen würden? Aber können wir denn wirklich auf all die wertvollen Mitarbeiter verzichten?

Im Nachgang – und ja leider fast immer im Nachgang – stellten wir fest, dass seitens der Firma kein Unterschied gemacht wird, ob jemand Kinder zu betreuen hat oder nicht. Volle Verfügbarkeit und Leistung werden erwartet, vor allem in verantwortungsvollen Positionen. Vordergründig sind wir natürlich schon eine soziale Firma und „pro Mitarbeiter“. Das Tagesgeschäft sieht aber ganz anders aus, was die Chef-Etage in der Regel nicht mitbekommt.

In südlichen und asiatischen Ländern ist es normal, dass die ganze Familie bei der Kinderbetreuung und Erziehung mithilft. In einigen Ländern gibt es staatliche Lösungen für die Kinderbetreuung. In manchen Ländern und wenn man es sich leisten kann, sind Nannys normal. Auch Teilzeitmodelle, Jobsharing und flexible Arbeitszeiten kennen einige Länder. Jedoch gilt dies weit nicht für jedes Land und nicht für die Schweiz.

Als ich Mutter wurde, haben mir meine Arbeitskollegen schon ganz früh geraten, einen KITA Platz zu suchen. Ich verstand die Eile zwar nicht, mir wurde aber sehr schnell klar, weshalb: KITA Plätze sind eine Rarität. Dazu kommt noch, dass man sich in der Schweiz wirklich überlegen muss, arbeiten zu gehen und die KITA zu bezahlen. Oder rechnet sich das Ganze gar nicht?

Entscheide ich mich für Job und Karriere, heißt das, dass mein Kind 7/7 fremd betreut wird. Ich organisiere mich am Abend und Wochenende und alle sind glücklich. Ist das wirklich so?

Ganz ehrlich – NEIN. Für Mutter und Kind ist es immer ein Kompromiss. Früher oder später passt es nicht mehr, aber eine Alternative gibt es oftmals nicht.

Das stimmt aber nicht. Es gibt so viele attraktive Arbeitsmodelle, die für Arbeitgeber und Arbeitnehmer win-win Modelle sind. Und was sich viele nicht getrauen ist, einfach inne zu halten und sich zu überlegen, was passt zu mir und meiner aktuellen Situation? Gibt es auch dafür ein Modell?

Ich sage klar JA! Es braucht manchmal etwas Mut und Durchhaltewillen, um das Modell, den Arbeitgeber und die Position zu finden, die zu der ganz individuellen Situation passen, aber es lohnt sich.